Kräftemessen mit der Weltspitze

Von Manuela Fetz, Die Südostschweiz (Schweiz am Wochenende – 25.11.2017)

Ab dem 1. Dezember kämpfen an der Unihockey-Weltmeisterschaft im slowakischen Bratislava insgesamt sieben Piranha-Spielerinnen um Gold. Eine Medaille ist wie an jeder WM-Expedition das Minimalziel der Schweiz.

In einer Woche beginnt für sieben Piranha-Spielerinnen die alle zwei Jahre stattfindende Weltmeisterschaft. Die Anreise nach Bratislava führt das Schweizer Nationalteam an diesem Wochenende zuerst noch nach Schaffhausen, wo letzte Trainingseinheiten stattfinden. «Da wir uns nicht so oft sehen, müssen wir von der Taktik bis zu den Spezialsituationen nochmals alles anschauen und noch enger zusammenwachsen. Dieses Wochenende soll der Startschuss zu einem Steigerungslauf bis zum Finalwochenende sein», erklärt Flurina Marti.
In der WM-Gruppenphase trifft die Schweiz neben Deutschland und Polen auf die Weltmeisterinnen aus Schweden. Trotz eines breiten Kaders sind die Schweizerinnen im Spitzenspiel klare Aussenseiter. «Damit wir gegen Schweden als Gewinner vom Feld gehen können, muss alles stimmen. Lieber würde ich diesen Tag X in einem Entscheidungs- als im Gruppenspiel einfordern. Trotzdem versuchen wir natürlich, auch in diesem Match unser Maximum abzurufen», ist die Verteidigerin Marti überzeugt.

Zweikampf auf Augenhöhe

Eine der spannendsten Fragen im Vorfeld der Weltmeisterschaft lautet: Wem schenkt Trainer Rolf Kern sein Vertrauen als Nummer 1 im Schweizer Tor? Lara Heini oder Monika Schmid? Die nackten Zahlen verraten nicht viel: Sowohl Piranha Chur als auch der UHC Dietlikon, bei denen die beiden Torhüterinnen unter Vertrag stehen, gelten als Favorit für den Gewinn des Super-Finals. Heini hat in zehn Meisterschaftsspielen erst 19 Tore erhalten und dabei zwei Shutouts feiern können. Schmids Bilanz unterscheidet sich nur unwesentlich: In neun Partien liess die Dietliker Defensive lediglich 28 Gegentore zu. Trotzdem gilt Schmid aufgrund ihres Alters als erfahrenere der beiden Goalies. Heini bleibe nichts anderes übrig, als ihre beste Leistung in jedem Training abzurufen und «bereit zu sein für den Tag X». Der eigene Anspruch ist bei der ehrgeizigen Churerin ungeachtet der Umstände hoch. «Auch wenn es meine erste WM ist, reise ich nicht an, um nur mitzuspielen. Mit diesem Team liegt mehr drin als nur der dritte Platz», erklärt Heini.

 

Bild Olivia Item

 

Finnische Powerfrau

Nebst den sechs Schweizerinnen kämpft mit der Finnin Silja Eskelinen eine weitere Piranha-Spielerin um die Goldmedaille. Die Verteidigerin verfügt bereits über reichlich Nationalmannschaftserfahrung. An der letzten Weltmeisterschaft gewann sie im heimischen Tampere die Silbermedaille. Dementsprechend hat sie am diesjährigen Turnier eine Rechnung offen: «Die Niederlage des letzten WM-Finales ist immer noch in unseren Köpfen, und wir werden alles daran setzen, dieses Mal die Goldmedaille zu gewinnen», so Eskelinen. Ein Duell gegen ihre Piranha-Mannschaftskolleginnen könnte im Halbfinal Tatsache werden. «Meine Teamkolleginnen liegen mir sehr am Herzen. Im Halbfinal werden sie aber ein Gegner wie jeder andere sein», so die 24-Jährige.

Gold-Medaille im Visier

Auch wenn sich Seraina Ulber auf ein Duell gegen Finnland und ihre Teamkollegin Eskelinen freuen würde, das grosse Ziel will sie nicht aus den Augen verlieren. «Wir gehören zu den Top-4-Nationen und dürfen mit dem Ziel, die Gold-Medaille zu gewinnen, in das Turnier gehen.» Ulber betont, dass es ein hartes Stück Arbeit werde, dies zu erreichen. Selbst wenn die Schweizerinnen im Halbfinal Finnland oder Tschechien besiegen könnte, würde im Final mit höchster Wahrscheinlichkeit erneut Gruppengegner Schweden warten. Der Vergleich mit einem Land, dass der Schweiz spielerisch viele Dinge voraushat und gerade deshalb als Vorbild dient.

Jemand, der die Spielweise und die Mentalität der Schwedinnen bestens kennt, ist Corin Rüttimann. Die 25-jährige Mittelstürmerin spielte während vier Jahren in Schweden und krönte ihre Karriere im letzten April mit dem Gewinn der schwedischen Meisterschaft. Sie sagt: «Es ist dort alles ein Tick professioneller. Spielerisch ist das Tempo und natürlich die Intensität der grosse Unterschied. Auch die Entscheidungszeit, was ich mit dem Ball mache, ist viel kürzer.» Doch auch wenn die Schweiz als Underdog in die Partien gehen würde, das Gefühl, Schweden im Final zu besiegen, ist nicht unbekannt.

Mit der U19-Nationalmannschaft bezwangen Marti, Ulber und Rüttimann im Jahr 2008 Schweden im Spiel um die WM-Goldmedaille. «Damals hatten wir gar nicht daran gedacht, im Final zu stehen. Wir hatten uns auf das Gruppenspiel gegen Finnland konzentriert. In das Finale gingen wir mit dem Gedanken, dass in einem Spiel immer alles möglich ist», erinnert sich Rüttimann. Ob es dieses Jahr wieder klappt? Rüttimann lacht und sagt: «Ingenting är omöjligt» – oder frei übersetzt: «Im Sport ist nichts unmöglich! »

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